Gemeinsam mit dem BUND-Bremen, der Bürgerinitiative zur Rettung der Horner Spitze und dem Bündnis Grünes Bremen haben wir uns nach der Veröffentlichung der Machbarkeitsuntersuchung zur Bebauung der Horner Spitze durch die WFB-Bremen zusammengesetzt und unsere Positionen dargelegt. Nicht nur sind wir der Meinung, dass die WFB-Bremen hier bewusst mit falschen Annahmen operiert, sondern kritisieren auch, dass viele Aspekte nicht oder maximal oberflächlich behandelt wurden.
Das Aktionsbündnis „Rettet die Horner Spitze“ warnt anlässlich der Vorstellung der Machbarkeitsuntersuchung vor extrem teurem Gewerbeflächenausbau mitten im Stadtteil.
Am 20.03.2025 hat die Wirtschaftsförderung Bremen nach 2 Jahren ihre lange versprochene Machbarkeitsuntersuchung zur Umwandlung der „Horner Spitze“ in eine Gewerbefläche vorgestellt. Zum ersten Mal erfährt die Öffentlichkeit wie sich die Wirtschaftsbehörde den Ausbau vorstellt und was er mutmaßlich kostet.
Während das Wirtschaftsressort offenbar davon ausgeht, dass das Projekt umsetzbar sei, weisen wir ausdrücklich auf die gravierenden Folgend für die betroffenen Stadtteile Horn und Schwachhausen sowie die unverantwortlich hohen Kosten hin. Aus unserer Sicht ist die Horner Spitze als Gewerbegebiet völlig ungeeignet:
Das Vorhaben führt nach Berechnungen in unserem Auftrag zu Kosten von mindestens 22 Millionen € mit einem hohen Risiko für Kostensteigerungen bis über 30 Mio. €. Die Stadt gewinnt dabei circa 5 ha Nutzfläche. Kompliziert ist die Verkehrsanbindung durch einen Tunnel vom Technologieparkt Universität Bremen unter der Bahnlinie Hamburg-Bremen hindurch zur Horner Spitze. Gravierend sind die sehr schwierigen Bodenverhältnisse auf dem Gelände, die bereits beim Bau der Fernwärmeverbindungsleitung kostspielige Probleme verursacht haben und die auch die Kosten dieses Vorhabens in die Höhe treiben werden. Die Horner Spitze würde damit zu einem extrem teuren Gewerbegebiet, das Bremen finanzpolitisch gegenüber niemandem verantworten kann.
Diese Situation dürfte nach der Beschlussfassung sehr schnell offenkundig werden und sie könnte dazu führen, dass die Tunnel-Variante aufgegeben wird. In diesem Fall wären die Erschließung durch eine Anbindung an die H.H.-Meier-Allee in Richtung Schwachhausen oder eine Nutzung der sogenannten Horner Spange in Richtung Horner Heerstraße möglich. Beide Lösungen haben für die Stadtteile Schwachhausen und Horn extrem negative Folgen. Sie können für die Stadtteilvertretungen nicht annehmbar sein.
Wichtig ist auch: Die naturnahe Wiesenfläche Horner Spitze hat eine hohe ökologische Bedeutung, da sie Heimat ist für verschiedene naturschutzrechtlich geschützte Insektenarten, für einen herausragend großen Bestand geschützter Amphibien unterschiedlicher Arten, die alljährlich aus weitem Umkreis hierhin zum Laichen wandern, sowie für viele Singvogelarten, die auf dem Gelände brüten. Die Erschließung wird diese hohen ökologischen Werte fast vollständig zerstören. Ein Ausgleich dieser Verluste ist seriös kaum darstellbar. Die rechtlich erforderlichen Kompensationsmaßnahmen werden deshalb nicht nur sehr aufwändig und schwer zu finden sein, sondern auch durch Gerichtsklagen von Umweltverbänden angreifbar bleiben.
Die Funktion der Horner Spitze als wichtiger Teil der Kaltluftschneise wird durch die Bebauung verloren gehen, was mit Blick auf den zunehmend spürbar werdenden Klimawandel nicht zu verantworten ist.
Besonders möchten wir im Folgenden auf die Auswirkungen auf die Arbeit des Vereins „Kinder, Wald und Wiese Bremen e.V.“ eingehen, die die Diskussion in den Stadtteilen sehr bestimmt hat und deren Erhalt die Landesregierung zugesagt hatte:
Der Verein „Kinder, Wald und Wiese Bremen e.V.“ wird im Falle der Bebauung seine umwelt- und erlebnispädagogische Arbeit einstellen müssen. Die als Ersatz vorgesehene Fläche auf dem Gelände des alten Campingplatzes ist konzeptionell für die Arbeit des Vereins nicht geeignet. Die Bedürfnisse des Vereins wurden im Rahmen der Erstellung der Machbarkeitsuntersuchung nicht vollständig und seriös geprüft. Zum Zeitpunkt der Datenaufnahme war das Angebot durch die Großbaustelle des Fernwärmebaus massiv eingeschränkt. Ebenfalls wurde das heutige Gelände des Vereins im Rahmen der Machbarkeitsuntersuchung nicht besichtigt.
Der Verein bietet am jetzigen Standort für Kinder und Jugendliche tägliche Erlebnisangebote. Vormittags nutzen Bildungsträger wie die Grundschule am Baumschulenweg, die Bildungsabteilung Ost des Rebuz, die Grundschule an der Glockenstraße sowie die AWO-Kita „Singdrossel“ das Gelände als außerschulischen Lernort. Nachmittags bietet der Verein für bis zu 70 Kinder Lern- und Betreuungsprogramme im Freien an. Zusätzlich bietet das offene interkulturelle Gartenprojekt in Kooperation mit der AWO Bremen den Familien aus der Flüchtlingsunterkunft in der H.H.-Meier-Allee einen Ort der Begegnung und des sozialen Austauschs in der Nachbarschaft an. An den Wochenenden nutzen Familien aus den benachbarten Wohngebieten das Gelände als Spiel- und naturbelassenes Erholungsgebiet.
Ein unabdingbarer Faktor ist hierfür die günstige Lage, die das Gelände für alle Nutzerinnen und Nutzern egal welchen Alters erreichbar macht. Eigene Erhebungen zeigen, dass gut 90% der BesucherInnen das Gelände der Horner Spitze zu Fuß (v.a. Schulen und Kindergärten) oder per Fahrrad aufsuchen. Die an 100 fehlenden Prozent nutzen die Anbindung mit der Linie 6, welche ebenfalls fußläufig erreichbar ist. Motorisierter Verkehr spielt de facto keine Rolle.
Das mögliche Alternativgelände des „Alten Campingplatzes“ ist aus Sicht des Vereins schwer erreichbar und isoliert gelegen – die Entfernung zu den nächsten Wohngebieten in Findorff, Horn oder Schwachhausen beträgt mehrere Kilometer.
Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist unzureichend. Die Buslinie 28 hält an der Haltestelle „Campingplatz“ und verkehrt werktags im 20-Minuten-Takt, samstags nur alle 30 Minuten und sonntags sogar nur stündlich. Zum Vergleich: Die Straßenbahnlinie 6 hält derzeit direkt vor dem Vereinsgelände und fährt werktags durchschnittlich im 10-Minuten-Takt, selbst sonntags mindestens alle 20 Minuten.
Der alte Campingplatz ist ebenfalls über die Linie 6 erreichbar – allerdings befindet sich die nächstgelegene Straßenbahnhaltestelle rund einen Kilometer vom alten Campingplatz entfernt. Am jetzigen Standort sind es zur Haltestelle „Riensberg“ etwa 100 Meter.
Mit dem Fahrrad oder zu Fuß ist der Weg zum alten Campingplatz insbesondere für Kinder und Jugendliche sehr problematisch: Die Routen über den Hochschulring und die Universitätsallee führen durch wenig frequentierte Universitäts- und Gewerbegebiete, die außerhalb der Hauptverkehrszeiten oft menschenleer sind. Der Kuhgrabenweg ist eine schlecht einsehbare und spärlich beleuchtete Strecke, die gerade in den Abendstunden und in den Wintermonaten als unsicher wahrgenommen wird. Wir müssen davon ausgehen, dass Eltern den Weg als potenziell gefährlich einstufen und sich entweder gegen die Nutzung des Vereinsangebots entscheiden oder ihre Kinder mit dem Auto zum Gelände bringen.
Als Folge wäre Kindern aus Haushalten ohne Auto der Zugang zum Verein erschwert. Zudem wäre die regelmäßige Präsenz und aktive Mithilfe der BesucherInnen nicht mehr möglich, auf die der Verein angewiesen ist.
Die auf dem alten Campingplatz zur Diskussion stehende Fläche von ca. 5.000 Quadratmetern ist unzureichend und kann die gegenwärtige Nutzfläche von 18.000 Quadratmetern für die Tiere sowie weiteren ca. 25.000 Quadratmetern Spiel- und Bewegungsfläche in keiner Weise ersetzen. Die mögliche Fläche reicht weder für eine artgerechte Tierhaltung noch für die wildnispädagogische Arbeit mit ganzen Schulklassen, 70 Mitgliedsfamilien und das Gartenprojekt mit den Flüchtlingsfamilen aus. Derzeit unterstützen sieben Ponys und zwei Ziegen diese pädagogische Arbeit des Vereins.
Eine von Vertrerinnen der WFB in Aussicht gestellte Erweiterung der Fläche nach Süden in die Uniwildnis hinein ist weder mit dem jetzigen Trägerverein geklärt noch mit Blick auf die Eignung der Flächen realistisch.
Das Angebot des Vereins Kinder, Wald und Wiese Bremen e.V. wäre auf dem Gelände des alten Campingplatzes nicht mehr fortführbar. Ein ersatzloser Wegfall des Vereinsangebotes hätte weitreichende Folgen für die Kinder und Jugendlichen aus Horn und Schwachhausen, die keinen anderen Zugang zu offenen, wildnispädagogischen Angeboten haben.
Die Landesregierung würde damit ihr eigenes Versprechen brechen, das sie bei der Prüfung der Bebauung der Horner Spitze gegeben hat. Diese Zusage war eine wesentliche Bedingung für die Machbarkeitsprüfung und darf nun nicht einfach ignoriert werden.
Insgesamt zeigt sich mit Blick auf diese zentralen Aspekte, dass eine Erschließung der Horner Spitze als sehr kleine Gewerbefläche extrem unverhältnismäßige und sehr hohe Kosten zwischen 22 Mio. und 30 Mio. Euro verursacht, sehr bedeutende Naturgüter zerstört und ein wichtiges jugendorientiertes Angebot entgegen gegebener Versprechen vor das Aus stellt. Wir erwarten von der Bremer Politik, dass das Vorhaben, diese Fläche als Gewerbefläche zu erschließen, aufgrund des fehlenden Nutzens und der erheblichen negativen Folgen aufgegeben wird.
Das Aktionsbündnis „Rettet die Horner Spitze“ besteht aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Bremen, dem Verein KINDER, WALD und WIESE BREMEN e.V., dem Kleingärtnerverein Schwachhausen, dem Kleingartenverein Kornblume und der Bürgerinitiative Horner Spitze.




